Kapitel 13 Zusammenfassung
Wir haben in diesem Online-Buch einen kurzfristig orientierten makroökonomischen Modellrahmen vorgestellt, der es uns ermöglicht, durch Änderung einiger weniger Grundannahmen zwei sich stark unterscheidende wirtschaftspolitische Grundkonzeptionen abzuleiten. Auf der einen Seite steht die Standardversion des Neuen-Konsens-Modells, welches langfristig mit einem prinzipiell angebotsseitigen wirtschaftspolitschen Programm einhergeht, das eine Beeinflussung der Nachfrage durch die Zinspolitik der Zentrakbank nur zur Glättung kurzfristiger konjunktureller Bewegungen vorsieht. Insbesondere kann die Nachfragesteuerung in diesem Modell nicht für die strukturelle Erhöhung der Beschäftigung genutzt werden. Der modellinheränte Zielkonflikt zwischen einer konstanten Infaltionsrate und einer von der NAIRU abweichenden Arbeitslosenquote bildet den modelltheoretischen Kern dieser wirtschaftspolitisch bedeutenden Implikation. Im Rahmen unserer Modellierung haben wir gezeigt, dass ein solcher Ansatz in tiefen Rezessionen schnell an Grenzen stößt, wenn die Investitionen zinsunelastisch werden oder der Nominalzins sich der Untergrenze von Null nähert. Zudem werden in diesem Ansatz wichtige Zinskosteneffekte nicht berücksichtigt, welche die postulierte langfristige Neutralität der Geldpolitik im Hinblick auf Verteilung und Beschäftigung in Frage stellen.
Dem NKM gegenüber stehen die post-keynesianisch veränderten Varianten des Modellrahmens, welche eine wesentlich wichtigere wirtschaftspolitsiche Rolle der Nachfragesteuerung in der kurzen und der langen Frist ergeben, für welche die Fiskalpolitik die wichtigere Rolle spielt. Durch eine Niedrigzinspolitik einerseits, sowie durch die Koordination der Lohnpolitik zwecks Stabilisierung von Lohnstückkostenwachstum und Inflationsrate andererseits, kann das inflationsstabile Beschäftigungsniveau erhöht und die NAIRU reduziert werden, so dass sich erweiterte Spielräume für die Nachfragesteuerung durch die Fiskalpolitik ergeben.
Wir haben gezeigt, dass sich neu-keynesianische/NKM und post-keynesianische Ansätze in der Makroökonomie in einem einheitlichen Modellrahmen darstellen lassen. Unterschiedliche Modellergebnisse und wirtschaftspolitiche Empfehlungen ergeben sich dann aus unterschiedlichen Annahmen und werden dadurch transparent. Hierdurch wurde auch klar, dass bereits wenige Änderungen des neu-keynesianisch inspirierten Neuen-Konsens-Modells der kurzen Frist einen Übergang zu einer eher post-keynesianischen Wirtschaftspolitik ermöglichen, zumindest in der kurzen Frist. Auf wirtschaftspolitischer Ebene scheint eine Annäherung der von Neu- und Post-Keynesianismus abgeleiteten wirtschaftspolitischen Grundkonzeptionen demnach durchaus nicht ausgeschlossen zu sein.47
Es bestehen jedoch weiterhin bedeutende methodologische Unterschiede zwischen den beiden ökonomischen Paradigmen, auf die wir in diesem wirtschaftspolitisch orientierten Online-Buch jedoch nicht eingehen.↩︎